Abfall im Licht der Kunst: Das Lichtkunstfestival „Interference“ in Tunis

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Macht was draus! Das Lichtkunstfestivals "Interference" in Tunis wollte so wenig Müll wie möglich produzieren - und suchte nach künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Thema Müll.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Clean it up! Müll in Nahost und Nordafrika".

Das diesjährige Lichtkunstfestival „Interference“ hatte sich zum Ziel gesetzt, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Über diesen Vorsatz kam das Kurator/innen-Team um Aymen Gharbi und Bettina Pelz zu der Idee, eine eigene Sparte im Festival, das „Öko-Studio“, einzuführen. In dieser Sparte sollen künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Müll im Festival verankert werden. Unser Film erzählt von zwei Arbeiten und ihrem Entstehen.

Interference - Lichtkunstfestival in Tunis - Heinrich-Böll-Stiftung

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Hier ein paar Hintergründe zu den zwei Arbeiten:

Installation „inter-woven“

Zigarettenstummel sind an vielen Orten auf der Welt ein Problem. Auch auf den Straßen der Medina von Tunis werden sie achtlos weggeworfen, ohne dass sich jemand Gedanken über Konsequenzen für Stadtbild und Umwelt macht - sind halt nur Kippen.

Dass es schnell sehr unansehnlich wird, wenn viele Menschen ihre Zigarettenstummel auf den Straßen entsorgen, zeigte eine Sammel- und Säuberungsaktion im Vorfeld der Performance und Installation „inter-woven“ der Schweizer Künstlerin Ursula Scherrer.

Nach kurzer Zeit waren genug Zigarettenstummel eingesammelt und auf Schnüren aufgefädelt, um daraus während des Festivals einen Teppich zu weben. Die Fäden des Webstuhls dafür wurden quer durch den großen Innenhof eines traditionellen Hauses gespannt.

Installation „Between Earth and Sky“

Ein weiteres Problem, das oft wenig Beachtung findet, sind Plastikstrohhalme, die nach einmaligem Verwenden weggeworfen werden. Wie die Zigarettenstummel enden viele Strohhalme auf den Straßen von Tunis, vor allem in der Nähe von Cafés.

Hier setzte die Idee des tunesischen Künstlers Aziz Aissaoui an. Wieder mit Hilfe von freiwilligen Helfer/innen sammelte er herumliegende Strohhalme ein, um diesen ein zweites Leben zu schenken. Die jungen Helfer/innen steckten die Strohhalme zu einer Skulptur zusammen, die wie ein gigantisches Mobile in einem weiteren Innenhof eines Medina-Hauses befestigt wurde. Mit der Installation von Aissaoui „Between Earth and Sky“ wollte der Künstler die Betrachter/innen dazu auffordern, über den Platz des Menschen in der Natur nachzudenken.

Ein schöner Nebeneffekt der Installationsarbeiten war, dass es immer wieder zu Gesprächen zwischen den Bewohner/innen und Gästen der Medina und den Künstler/innen und ihren freiwilligen Helfer/innen kam. Das ungewöhnliche Treiben rund um die Sammelaktionen in den Gassen der Altstadt sorgte für viel Gesprächsstoff. So kam es bereits vor und auch außerhalb des Festivals zu Diskussion zu Kunst, Müllvermeidung, Selbstverantwortung und Wiederverwendung.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Clean it up! Müll in Nahost und Nordafrika".